Es gibt keine alten Motorräder – nur Oldtimer!
Beinahe alle Exponate in der Abteilung Oldtimer-Motorräder stammen aus der Privatsammlung von Bruno Maag. Eigenhändig geborgen, renoviert und als Schmuckstücke ausgestellt.
BSA
Grossbritannien. Gegründet am 17. Juli 1861 unter dem Namen Birmingham Small Arms, einem Zusammenschluss von 14 Waffenschmieden. Mangels Absatz von Waffen produzierte man Motorräder, von denen das Erste im Herbst 1910 als BSA-Motorrad auf den Markt kam. 1964 und 1965 gewann BSA mit Jeff Smith die Motocross WM der Königsklasse. 1973 wurde die Firma an die Norton-Villiers-Triumph-Gruppe verkauft, was das Ende der legendären Marke bedeutete.
Bildlegende: BSA Empire Star 500 ccm, Jahrgang 1936 (Bild oben).
BSA-Boyracer (Bild unten).
AJS
Grossbritannien. Gegründet 1897 von Albert John Stevens, einem von fünf Brüdern, die in einem Betrieb in Wolverhampton hochwertige Maschinenteile herstellten. 1909 gründeten drei der fünf Brüder die Firma A.J Stevens & Co Ltd, die in der Motorradgeschichte für die nächsten 50 Jahre eine prominente Stellung einnahm. 1965 stellte das Werk seine Sportaktivitäten ein und schloss die Tore der AJS-Werke 1968 endgültig.
Bildlegende: AJS 18, 500 ccm, Jahrgang 1946 (Bild oben).
AJS 8/18, 500 ccm, Jahrgang 1936 (Bild unten).
Matchless
Grossbritannien. Drei Brüder, Charlie, Harry und Bert Collier betrieben zusammen mit ihrem Vater Henry Herbert Collier, seit 1891 im Londoner Vorort Plumstead, eine Fahrradproduktion. Auf der Suche nach einem zündenden Namen für ihre Produkte kamen sie auf Matchless. 1891 baute die Firma das erste Motorrad.
1931 erwarb Matchless die sich in Konkurs befindliche Marke AJS und änderte gleichzeitig das Logo auf den Matchless-Mororrädern, das danach ein grosses M als Markenzeichen einsetzte. 1938 wurde auch Sunbeam aufgekauft und der Firmenname auf AMC (Associatet Motor Cycles Ltd) geändert. Nach dem 2. Weltkrieg verkaufte man die Rechte wieder an BSA. 1953 folgte der Kauf von Norton. Auch Matchless kämpfte mit finanziellen Problemen und schloss 1968 ihre Pforten endgültig.
Rudge
Grossbritannien. Gegründet 1869 in Coventry als Rudge-Whitworth. Dan Rudge begann 1869 in Wolverhampton mit einer Fahrradproduktion. Zur selben Zeit existierte bereits die Firma Withworth, die in Birmingham Schrauben und Eisenwaren herstellte. Im Oktober 1894 fusionierten die beiden Firmen und bezogen gemeinsam ihr neues Hauptquartier in Crow Lane in Coventry. Erst 1910 entstand das erste Rudge-Motorrad.
Im 2. Weltkrieg, im Jahre 1940, wurde Coventry von der Deutschen Wehrmacht fast total ausgebombt, auch das Rudge-Werk fiel den Bomben zum Opfer. Das war das Ende der Legende Rudge. Die Firma wurde nicht wieder aufgebaut.
Triumph
Grossbritannien. Gegründet 1885 in Coventry. Diese Motorradmarke wurde vom Deutschen Kaufmann Siegfried Bettmann gegründet. Zuerst exportierte die Firma lediglich Fahrräder, die aus der Produktion eines Werkes in Birmingham stammten. Als klingender Name, vor allem für den Export ins Ausland, kreierte man die Marke TRIUMPH.
Durch aus Deutschland eingereiste Techniker und nach der Gründung der New Triumph Cycle Co Ltd, entstand 1902 das erste Motorrad. Die im gleichen Werk gebauten Autos der Marke TRIUMPH verdrängten die Motorradproduktion, die Typenpalette wurde zugunsten der florierenden Autoflotte zusammengestrichen. 1951 wurde das Unternehmen von BSA aufgekauft.
Moto Guzzi
Italien. Am 15. März 1921 gründen der Heeres Flieger Girogio Parodi und sein Freund, der Flugzeugtechniker Carlo Guzzi, mit der finanziellen Unterstützung von Giorgos Vater Emanuele Vittorio Parodi in Genova die Aktiengesellschaft "Moto Guzzi“ – mit einem Werk im italienischen Städtchen Madello. Die erste Maschine, die G.P. (Guzzi.Parodi), wird als Prototyp unter Mithilfe des Schmieds von Mandello im Keller des Hauses Guzzi gebaut. In einer abgespeckten Form werden bereits im Gründungsjahr 17 Motorräder als Modell „Normale“ gebaut.
Durch die enge Beziehung von Parodi und Guzzi zu Flugzeugen und im Andenken an den dritten im Bund, des kurz nach dem Krieg abgestürzten Giovanni Ravelli, wird als Firmenlogo ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen verwendet.
Die Hinterrad-Federung
1924 Über die Beteiligung an Rennen wird die Marke zunehmend bekannt. Höhepunkt ist der Gewinn der Europameisterschaft, bei der mit der C4V die Plätze 1, 2 und 5 belegt werden. 1925 werden in Mandello mit über 300 Mitarbeitern bereits 1200 Motorräder gebaut. 1928 entwickelt Carlos Bruder Giuseppe Guzzi eine zukunftweisende Hinterrad-Federung. Sie hat eine Dreiecksschwinge mit einem Federpaket, das längs unter dem Motor liegt. Diese Art ist den damals üblichen Federungen weit überlegen. Die damit neben den Sportmodellen angebotene „G.T.“ fährt Giuseppe Guzzi bis zum Polarkreis in Norwegen, um deren Zuverlässigkeit zu beweisen. Dies bringt der „G.T.“ den Beinamen „Norge“.1934 ist Moto Guzzi der größte Motorrad-Hersteller in Italien.
1935, eine Hinterrad-gefederte „Bicilindrica“ gewinnt als erste ausländische Maschine die Senior TT auf der Isle of Man. In der Folgezeit stellen alle Werksrennteams auf Hinterrad gefederte Modelle um. 1946 nach dem Krieg sind zunächst kleine, billige Transportgeräte zur Massenmotorisierung gefragt. Die schnellwachsende Nachfrage befriedigt Moto Guzzi mit dem ersten Zweitakters, der „Guzzino“ 65, von der in den ersten drei Jahren 50'000 Stück verkauft wurden. Dieses Motorrad wird in den 50er Jahren als Moto Guzzi Cardellino weiter entwickelt. Als Konstrukteure machen sich Giulio Cesare Carcano, Lino Tonti und Umberto Todero unvergesslich. Daneben werden ab 1949 wieder grössere Motorräder mit liegendem Einzylinder-Viertakt-Motoren gebaut: 1949 Moto Guzzi Airone, 250 cm³ 1949 Moto Guzzi Astore, 500 cm³ 1950 Moto Guzzi Galetto, Roller mit 160 cm³ 1952 Moto Guzzi Falcone, 500 cm³ 1955 gibt es gar die Moto Guzzi Otto Cilindri, eine Rennmaschine mit 8-Zylinder-V-Motor.
Übernahme SEIMM
1955 stirbt Giorgio Parodi. 1957 steigt Moto Guzzi aus dem Rennsport aus. 1964 stirbt Carlo Guzzi, der nie Anteilseigner der Firma Moto Guzzi war, sondern immer nur ein „technischer Berater“. In dieser Zeit gerät der gesamte italienische Motorradmarkt in eine existentielle Krise. Autos sind angesagt, der Absatz von Motorrädern geht rapide zurück. Moto Guzzi wird von der SEIMM übernommen. Es gibt wieder neue Modelle: 1966 Moto Guzzi V7 mit 700 ccm / 750 ccm – V2-Motor 1968 Moto Guzzi „Nuovo Falcone“ mit 500 ccm – Einzylindermotor 1973 kauft der Konzern De Tomaso Industries Inc. das Unternehmen. De Tomaso übernimmt selbst die Konstruktionsleitung. Damals entwickelte die „arbeitslos“ gewordene Rennabteilung den quer eingebauten 90° V-Zweizylinder mit längsliegender Kurbelwelle zum Einbau in den neuen kleinen Fiat.
Merkmale
Mitte der sechziger Jahre wurde dieses Motorkonzept für eine Ausschreibung eines italienischen Behördenmotorrades reaktiviert, an die Anforderungen eines Motorrades angepasst und mit Kardanantrieb kombiniert. Das charakteristische Merkmal der Moto Guzzi-Motorräder sind seitdem die V-förmig seitlich aus dem Profil ragenden Zylinderköpfe. Die beiden Produktlinien unterscheiden Tourenmaschinen, deren Vertreter die weltberühmte „California“ ist, und Hochleistungsmaschinen wie die „Le Mans“, „Daytona“ und „Centauro“. Moto Guzzi hat immer wieder grosse wirtschaftliche Schwierigkeiten, bis sich Ivano Beggio als Inhaber von Aprilia im Jahr 2000 entschliesst, neben Laverda auch Moto Guzzi zu kaufen und umfassend zu sanieren. Seine erste Entwicklung ist die „Rosso Mandello“, die auf Anhieb Erfolg hat.
2004: zwischen dem 28. und 30. Dezember übernimmt die Piaggio-Gruppe die Aprilia-Gruppe inklusive Moto Guzzi. Der italienische Motorradpool wird geboren, Moto Guzzi gehört jetzt zu einer weltführenden Gruppe, die 1,5 Milliarden Euro umsetzt und einen gesamteuropäischen Marktanteil von 24 Prozent aufweist.
2005: Am 3. März wird der 47-jährige Daniele Bandiera als Verantwortlicher für die Umstrukturierung und den Neustart der Fa. Moto Guzzi verpflichtet. Am 24. März wird in Mailand das Modell Breva 1100 offiziell vorgestellt. Dieses neue Motorrad weist einige technische Neuerungen auf, wie z. B. bei der Kardankonstruktion und weitere Verbesserungen des altbewährten luftgekühlten V-Motors, ausserdem erfüllt es bereits die Abgasnorm Euro 3.
Produziert wird wie eh und je in Mandello – allerdings unter modernen Bedingungen. Zum Überleben benötigt das Werk ca. 13'000 abgesetzte Motorräder pro Jahr. Moto Guzzi ist auf dem besten Weg dies zu erreichen: 2006 wurden über 10'000 Motorräder gebaut, nach 4'000 Stück in 2004 und 7'000 in 2005. Hilfreich ist hierbei auch die 2006 in Betrieb genommene neue Motorenfertigung, die anlässlich der Feiern zum 85-jährigen Firmenjubiläum erstmals besichtigt werden konnten.
Fabrique Nationale
Belgien. Die belgische Firma Fabrique Nationale d’Armes de Guerre (auch Fabrique Nationale de Herstal), besser bekannt unter dem Namen Fabrique Nationale (FN), mit Sitz in Herstal bei Liège wurde 1889 gegründet. Derzeit firmiert sie als Herstal Group mit den Markennamen FN Herstal, Browning und Winchester. Dabei ist zu beachten, dass sich derzeit mehrere Firmen und Firmengruppen den Markennamen Winchester für diverse Produkte teilen. Als Firmen existieren Herstal als Mutterfirma, FN Herstal für den polizeilichen und militärischen Bereich und Browning/Winchester Repeating Arms Co. für Jagd und Sport. Die Firma beschäftigt sich seit ihrer Gründung mit der Waffenproduktion. Insbesondere die Lizenzbauten des Nato-Gewehrs machte den Namen F.N. weltweit bekannt. Von 1902 bis 1965 wurden bei F.N. in Herstal auch Motorräder gebaut.
Besonders das erste Vierzylinder-Motorrad mit Kardanantrieb von 1904, konstruiert von Paul Kelecom, das nahezu unverändert 20 Jahre lang gebaut und in alle Länder verkauft wurde, machte die Firma F.N. auch in der Motorradbranche berühmt. Von 1900 bis 1935 wurden bei F.N. auch PKW gebaut. Die Modelle M 70 ab 1923 mit Einzylinder-Motoren und Königswelle wurden als Militär- und als Rennsport Versionen gebaut, Boxermotoren für das Gespann folgten 1936. Daneben wurde seit 1934 das robuste Blockmotor-Modell FN 86 eingeführt, das auch in der Nachkriegszeit gebaut wurde.
Während des 2. Weltkrieges wurde die Produktion von Motorrädern zugunsten der Rüstung eingestellt. Besonders im Geländesport versuchte die Firma nach dem 2. Weltkrieg, ihr Image durch sportliche Erfolge aufzubessern. Nachteilig war, dass die Modellpalette der zwar robusten und preiswerten Motorräder nach dem Krieg nicht durch Neukonstruktionen aufgewertet wurden. Die Absatzzahlen gingen zurück und die Produktion von Motorrädern wurde 1965 eingestellt.
BMW
Deutschland. BMW, Bayrische Motorenwerke München.
Bildlegende: BMW 250 ccm Jahrgang 1955 (Bild oben).
(Bild unten) 500 ccm, Jahrgang 1956.
Rickman
England. Die Brüder Derek und Don Rickman waren in den 50er und 60er Jahren erfolgreiche Geländesportfahrer in England und Europa. 1959 entwickelten und bauten sie ihr erstes eigenes Wettbewerbsmotorrad, die Rickman Metisse Mark I. Schon ein Jahr später bauten sie das nachfolgende Modell Mark II. 1962 folgte die Metisse Mark III, welche die Grundlage für viele erfolgreiche Motorräder mit unterschiedlichen Motoren werden sollte. Im Jahr 1966 wurden die ersten beiden Strassenrennmotorräder in Zusammenarbeit mit Tom Kirby erstellt.
Nach grossem Erfolg im Rennsport, wurden hieraus zulassungsfähige Strassenmotorräder abgeleitet. In den 70er Jahren wurden zwei neue Strassenmodelle präsentiert: Die Rickman CR 750 (Honda) und die Rickman CR 900/1000 (Kawasaki). 1985 begann Rickman mit der Produktion des Ranger, eines Geländewagens mit Ford-Technik als Kit-Car. Die Firma Rickman wurde im März 1991 an die FSV. International Group verkauft. Die Auflösung der Firma Rickman fand dann 1992 statt.
Bildlegende: Rickmann Metisse, 650 ccm, Jahrgang 1968
Standard
Schweiz. Von Wilhelm Gutbrod 1926 gegründet, wurde die Motorrad-Marke, die er bescheiden Standard nannte, eine der erfolgreichsten deutschen Motorrad-Marken der 20er und 30er Jahre. Englische Linienführung, Schweizer Motoren und solide schwäbische Verarbeitung führten zu grossem Verkaufserfolg der 350er, 500er, 750er, und 1000er mit den wechsel- und obengesteuerten MAG-Aggregaten.
Sehr beliebt war die obengesteuerte 500er, Modell BS 500. Rote Rahmen und gelbe Räder bewirkten ein aufregendes Erscheinungsbild, schwarz war aber auch lieferbar. 1934 präsentierte man stolz eine eigene Motorenpalette, die von zwei Königswellen-ohc-Ausführungen gekrönt wurde. Das Vierganggetriebe war angeblockt und der Öltank vorne im Kurbelgehäuse integriert. Eine Sonderstellung neben den Viertaktern mit typisch geneigten Zylindern nahm die 200er-Zweitaktmaschine ein, die sich für die führerscheinfreie Klasse gut verkaufte. Standard blieb jedoch im Vergleich zu manchem Konkurrenten ein kleines Unternehmen, trotzdem haben gar nicht so wenige, vor allem der 500er-Maschienen überlebt und erfreuen sich großer Beliebtheit in der Oldtimer-Szene. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Produktion nach erfolglosen Versuchen nicht mehr aufgenommen und auch die Schweizer Tochterbetriebe geschlossen.
Kreidler
Deutschland. Die Motorradherstellung ging aus dem 1904 in Stuttgart von Anton Kreidler gegründeten Metallwerk hervor. In den frühen 1920er Jahren sammelte Alfred Kreidler, der Sohn des Firmengründers, nach Abschluss seines Studiums an der Technischen Hochschule Stuttgart, konstruktive Erfahrungen in Berlin, unter anderem in der Autoindustrie. Einer persönlichen Neigung folgend, konstruierte, baute und verkaufte er damals auch schnelle Motorräder. Es waren 350-cm³-Maschinen mit Stossstangen gesteuertem Motor und einer Leistung von immerhin schon 12 PS. Auf dem Tank trugen sie den Markennamen "Pan".
Kreidler stellte bis in die 1980er-Jahre Mopeds, Mofas, Mokicks Klein und Leichtkrafträder von 50 bis 80 cm³ Hubraum her. Mit der Entwicklung von Krafträdern unter der Marke Kreidler begann Alfred Kreidler 1949, nachdem er 1942 die Firmenleitung übernommen hatte. Die erste Kreidler war ein ungedrosseltes Motorfahrrad mit 50 ccm, Typenbezeichnung K 50. Sie kam 1951 mit einer Leistung von 2,2 PS auf den Markt. Die letzte Neuentwicklung, eine 80-cm³-Kreidler mit liegendem Zylinder und „Target Design“ kam nicht mehr auf den Markt – am 12. März 1982 kam mit der Eröffnung des Konkursverfahrens das endgültige Aus für das Unternehmen. Die Marke Kreidler existiert in Form der Kreidler Zweiradgesellschaft weiter.
1986 begann sie mit der Herstellung von Kreidler-Fahrrädern; im Jahre 1996 wurde die Produktion von motorisierten Zweirädern wieder aufgenommen. Kreidler wurde in den 1990er Jahren vom Fahrradhersteller Prophete übernommen.